Es gibt keinen bestimmten Tag, von dem man sagen könnte hier beginnt das Mittelalter. Vielleicht am ehesten noch das Jahr 476 n.Chr. mit dem Ende des Weströmischen Reiches. Wobei aber die Zeit des Erstarkens der Germanenvölker und die Völkerwanderungszeit zum Frühen Mittelalter gerechnet wird und einiges war ja vor 476 (siehe Germanen). Also irgendwann innerhalb dieser Zeitspanne beginnt in der geschichtlichen Abfolge - nach der Antike - das Mittelalter.
Die Geschichte bis dahin war noch recht überschaubar. Zur Zeit der ersten Hochkulturen in Mesopotamien lebten die Menschen im Norden noch in der Steinzeit. Die Ägypter, Griechen und Römer haben ebenfalls die Geschichte in der jeweiligen Zeit fast im Alleingang geschrieben. Natürlich gab es auch zu jener Zeit parallele Ereignisse, die für die Entwicklung der betroffenen Stämme wichtig war. Für Mensch und Gesellschaft entscheidende Veränderungen gingen aber von den Zentralstaaten aus. Anders nun im Mittelalter. Immer mehr Menschen bevölkern die Erde in immer mehr Staatengebilden mit immer mehr und schnelleren Kontakten. Entscheidendes für die Menschen und die Entwicklung der Staaten läuft nun parallel ab.
Die Germanenvölker
Zur Zeit der ersten Hochkulturen und zur Zeit der Griechen wusste man wenig von den Völkern im Norden Europas. In griechischen Aufzeichnungen aus dem 5. Jahrhundert fanden sich Begriffe wie “barbarisches Volk” (d.h. nicht-griechisches Volk) und man nannte die Völker im Norden und Westen Europas die “Kelten”. Im 4. Jahrhundert unterschied ein griechischer Geschichtsschreiber, der eine Schiffsreise bis in die Nordsee unternommen hat erstmals zwischen Kelten und Germanen. Der Begriff “Germanen” tauchte um 90 v.Chr. in einer römischen Geschichtsschreibung auf. Von da an hatten die Römer einige Kontakte, meist kriegerischer Art, mit den Germanen. Der Name “Germane” stammt also nicht von den germanischen Völkern selbst, sondern von griechischen und römischen Schriftstellern.
Die Germanen waren kein einheitliches Volk in einem einheitlichen Staat. Es gab viele Germanenstämme oder Gruppen. Sie gehören zur indogermanischen Sprachfamilie. Es gab aber keine einheitliche germanische Sprache. Einige Völker konnten sich sicher verständigen mit anderen. Einige sprachen aber andere Sprachen. Ursprünglich besiedeln die Germanen Skandinavien, Dänemark und Teile Norddeutschlands. Von dort zogen verschiedenste Stämme Richtung Süden und besiedelten das Gebiet zwischen Rhein, Donau und Weichsel . Im übrigen haben germanische Stämme die Kelten nach Westen und Norden verdrängt. Aber die Kelten, die handwerklich schon viel weiter waren, haben die germanischen Stämme befruchtet. Die germanischen Völker waren immer wieder in Bewegung und verdrängten andere germanische Stämme. Es herrschte ständig Unruhe in Zentraleuropa.
Die Nordgermanen: Verschiedene gotische Stämme in Skandinavien
Die westgermanischen Völker: u.a. Cherusker, Friesen, Sachsen, Sweben, Semnonen, Langobarden, Markomannen, Quaden, Usipeter, Angeln, Ubier
Die ostgermanischen Völker: u.a. die Stämme Burgunder, Goten, Wandalen, Rugier, Helvekonen.
Wie lebten die Germanen?
Die Germanen kannten keine Städte, sondern wohnten in kleinen Dörfern oder weit verstreut auf Einzelhöfen. Das Dach der Häuser (Langhaus) reichte bis zum Boden und war mit Stroh bedeckt. Die Einrichtung war karg. Meist wohnte auch das Vieh noch mit im Haus.
Es gab bei den germanischen Völkern nicht wie z.B. in Griechenland oder Rom einen allmächtigen König, Konsul oder Diktator an der Spitze des Volkes, eher einen Stammeshäuptling (nur die ostgermanischen Stämme kannten einen König). Die wichtigsten Angelegenheiten wurden in der Stammesversammlung, Thing, (die auch den Stammeshäuptling wählte) beraten. Alle freien Männer eines Stammes waren Mitglieder. Hier wurde abgestimmt über Krieg und Frieden und Gericht gehalten. Da die Menschen weit auseinander wohnten, gab es auch nicht sehr viele große Versammlungen, außer in Kriegszeiten. Dann entschieden die wichtigsten Krieger zusammen mit dem Stammeshäuptling. War ein Stammeshäuptling nicht sehr erfolgreich, so kam es schon vor, dass seine Krieger sich einen anderen Häuptling suchten und sich dessen Gefolge anschlossen. Erst als die Römer Kriege mit den Germanenvölkern führten, sprachen diese von den Häuptlingen als Könige. Die bekanntesten sind: Ariovist, Marbod und Arminius.
Die Germanen waren insgesamt sehr kriegerisch. Ihre Hauptwaffe waren die Stoßlanzen und Speere. Es gab fast nur Fußsoldaten. Schwerter hatten sie nur wenige, erst später, als sie auch mehr Pferde hatten. . Zur Rüstung gehörte ansonsten nur ein Schild, gekämpft wurde in normaler Leinenkleidung oder zum Teil auch nackt.
Für Germanenstämme, die sich in einem Gebiet angesiedelt hatten, spielt die Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Angebaut wurden: Gerste, Hafer, Weizen, Roggen, Hirse und Flachs. Dazu kamen noch Gemüsesorten wie: Bohnen, Erbsen, Sellerie, Spinat und Radieschen. Die Germanen verstanden sich auch hervorragend auf die Viehzucht. Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Hühner und auch die Hunde. Aus dem Getreide wurde auch eine Art Bier hergestellt. Ein weiteres Getränk war das süße Met. Bekannt ist, dass die Germanen nicht zu wenig tranken und zwar meist aus mehrere Liter fassende Gefaßen wie z.B. das Trinkhorn.
Bei den Germanen wurden die Toten meist verbrannt. Erst ab dem 1. Jahrhundert n.Ch. gab es auch Körperbestattungen. Den Toten legte man dann auch Grabbeigaben bei. Über den Gräbern wurden Erdhügel oder Steinhügel angehäuft.
In der Religion kannten die Germanen die Fruchbarkeitsgötter: Njörd, Frey und Freyja. Weitere Götter waren: Wodan (Odin), Thor (Donar) und Tiwaz (Tyr). Ihnen wurde in den heiligen Hainen (kultische Bäume, Steine usw.) geopfert. Ein Orakel gibt den Willen der Götter an das Volk weiter.
Außer über praktische Dinge war Bildung bei den Germanen in den Anfängen nicht sehr groß geschrieben. Sie konnten weder lesen noch schreiben. Einige Zeichen wurden vor allem zu religiösen Zwecken eingesetzt. Erst im 4. Jahrhundert n.Chr. schuf der Bischof Wulfila ein germanisches Alphabet, um die Bibel ins Gotische zu übersetzen. Später nannte man die Zeichen Runen.
Rom und die Germanen
Die erste Begegnung mit dem römischen Reich hatten die Germanen 113 v.Chr. Das Volk der Kimbern drang in das Gebiet Roms ein. Tatsächlich besiegten die Kimbern das römische Heer, hatten aber kein Interesse weiter nach Italien und Rom vorzudringen. Eigentlich wollten sie nur Land, um sich niederzulassen, aber sie zogen weiter in Richtung Gallien, wo sie nochmals ein römisches Heer besiegten. Dort blieben sie aber auch nicht und zogen weiter nach Spanien. Hier wollte man sie nicht. Auf ihrer Rückwanderung wurden sie dann von einem römischen Heer geschlagen. Aber daran sieht man, wie rastlos germanische Völker durch Europa zogen. In den Jahren seit 70 v.Chr. kam es zu vielen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Römern. Zunächst mal vor allem im Gebiet von Gallien (Ariovist gegen Caesar). Da die Angst vor den Germanen und ihren regelmäßigen Einfällen ins römische Gebiet immer sehr groß war, sicherten die Römer die Grenze nach Norden mit Kastellen, Wachtürmen und dann auch noch mit einem langen Wall, dem Limes, ab. Im Jahre 6 v.Chr. begannen die Römer ihrerseits weiter ins Germanengebiet einzudringen, um das Römerreich zu vergrößern. Zunächst ging auch alles ganz gut. Im Jahre 9 n.Chr. verloren aber die Römer in der Schlacht im Teutoburger Wald 3 Legionen unter dem römischen Feldherrn Varus gegen die Germanen unter Arminius. Das war auch der Punkt, dass die Römer dann lieber ihre Grenzen sicherten, als ins Germanenland einzudringen. (siehe auch römische Geschichte)
Ab dem Jahre 166 n.Chr. kam es dann wieder zu entscheidenden Begegnungen. Viele germanische Völker griffen die römische Grenze an, ab 200 n.Chr. sogar vermehrt: Goten, Langobarden, Alemannen, Franken. Am Ende waren die Germanen auch der Untergang des Römischen Reiches. (s.Rom). In dieser Zeit der sog. Markomannenkriege schlossen sich auch etliche Stämme im Norden und Westen zusammen, so dass die germanischen Völker neu gemischt wurden. Eine dieser neuentstanden Stämmen waren z.B. die Alemannen.
375 n.Chr. durchpflügten die Hunnen die Gebiete der Germanen und drangen bis ins Römische Reich ein.. Erst im Jahre 451 n.Chr. wurden sie auf den Katalaunischen Feldern von den Römern gestoppt und nach dem Tode ihres Königs Attila zerfiel das Reich der Hunnen wieder ganz schnell.
Dann setzte sich die Völkerwanderung von weit über 20 germanischen Stämmen fort. Sie waren unterwegs auf der Suche nach Siedlungsgbieten. Für diese Wanderbewegung gab es aber sicher mehrere Gründe, z. B. die anhaltende Schwäche Roms. Auch wurden manche Völker einfach mitgerissen von den durchziehenden Völkern.
Ursprünge der Franken
Die uns bekannten Ursprünge der Franken gehen auf die Gegend zwischen Rhein und Weser Ende des dritten Jahrhunderts zurück, wo sich kleinere Stämme zu einem großen Stammesverband zusammenschlossen.
Sie sind ebenso, wie die Alemannen von den Hunnen gegen die römischen Grenzen gedrängt wurden. ('Alamannen' bedeutet 'alle Männer' oder 'Menschen von überallher'.)
Die Franken waren ein wildes Volk, das nur den Tod auf dem Schlachtfeld als ehrenhaft ansah. Es war tief verwurzelt in die germanische Mythologie, war aber andererseits neugierig, so daß es auf einen Gott mehr oder weniger nicht ankam. Die Franken fielen zur Zeit der Völkerwanderung in die römisch kontrollierten Gebiete links des Rheins ein, besiegten die Römer, wurden von ihnen besiegt, wurden zu deren Bundesgenossen und dienten in deren Armee.
In der Zeit des römischen Verfalls siedelte ein Teil des fränkischen Volks in der Gegend von Köln, das schon teilweise christianisierte Reichsstadt war (die Rheinfranken) und ein anderer Teil in der Gegend der römischen Provinz Lüttich (die salischen Franken).
Die Dynastie der Merowinger
im 5. Jahrhundert bildete sich unter den salischen Franken eine Dynastie von Kleinkönigen oder Fürsten heraus, die der Sage nach von Merowech, das ist der Sohn eines Meeresgottes, abstammten und miteinander versippt waren. Daher der Name 'Merowinger', die erste Königsdynastie der Franken.
Einem Fürst, der von den Historikern als besonders hinterhältig beschrieben wird, gelang es durch Serienmorden seine 'Mitkönige' umzubringen, bis alle Verwandten beseitigt waren.
Dieser 'Einheitskönig' hieß Chlodwig.
Die Taten entsprachen aber den damaligen Gepflogenheiten der Germanen, denn es gab zwar die Blutrache und die 'Gottesurteile' (Ordalien) aber kein geschriebenes Gesetz, das einen Schwächeren gegen einen Stärkeren schützte. 'Frank' oder 'frei' bedeutete daher eher unrechtmäßig und 'stolz' bedeutete gewalttätig oder unbeugsam.
Was bislang die Franken und allgemein die Germanen zusammengehalten hat, waren der stärkere römische Gegner und was den Franken sehr zu Hilfe kam, war die Dekadenz und zunehmende Schwäche der Römer, die dann in der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts von den Germanen gänzlich aufgerieben und besiegt wurden.
Es blieb von der einstigen Hochkultur nicht viel mehr übrig, als ein Gemisch aus den Resten der lateinischen und keltischen Sprache, die schon zuvor stark vom germanischen geprägt war, und einige, vom Christentum erschlossene Gebiete innerhalb der Kolonien links des Rheins.
=> Das einzige Verdienst der Merowinger, wie auch der Angelsachsen, war es die Römer als Kolonialmacht aus dem Land zu jagen. Die Frage ist, ob die Merowinger nun fähig waren, mit ihrer errungenen Freiheit umzugehen.
Trotz allem, die Franken werden christianisiert:
Andererseits hatte Chlodwig diplomatisches Talent in Bezug auf die anderen germanischen Völker und gewann den Burgunderkönig Chilperich zum Verbündeten gegen die Alemannen, indem er dessen Tochter Chrodechilde (Chlothild) heiratete, die aus Lyon stammte und christlich erzogen war, und sie stellte die Bedingung, daß sie nicht daran gehindert wird, ihre Religion auszuüben.
Die Alemannen waren damals ein noch wilderes Volk als die Franken (denn sie hatten den Römern schon Jahrhunderte zuvor das Gebiet zwischen Rhein und Neckar abgejagt). Die Strategie Chlodwigs war, ein Bündnis mit den kulturell höher stehenden Burgundern einzugehen, um die Alemannen zu unterwerfen und tributpflichtig zu machen, danach war es leicht, auch die anderen Völker zu unterwerfen.
Ein neuer Gott wird ausprobiert:
Auf dem Höhepunkt des Krieges mit den Alemannen, als das Heer bereits in Unordnung war, betete Chlodwig für den Sieg und gewann den Krieg gegen die Alemannen.
["Jesus Christus ... Sohn des lebendigen Gottes, ich flehe Dich demütig an um Deinen mächtigen Beistand ... denn ich habe meine Götter angerufen, aber wie ich erfahre, sind sie weit davon entfernt, mir zu helfen. Ohnmächtig sind sie und vermögen denen nicht zu helfen, die ihnen dienen. Ich rufe nun Dich an und es verlangt mich, an Dich zu glauben; nur entreiße mich aus der Hand meiner Feinde". (überliefert von Gregor von Tours, Bischof)]
So nahmen die Franken das Christentum an. Doch, an einen Gott glauben, hieß bei den Germanen nicht, an seine Existenz zu glauben, sondern ihn sich für seine Zwecke zunutze zu machen. Das tat Chlodwig, indem er die Bischöfe 'kaufte' und neben seinen 'weltlichen Großen', die Grafen, die zwar im Krieg erprobt waren, aber keine Schulbildung hatten, die Bischöfe als eine Art Beamte in seinen Dienst stellte und mit Pfründen ausstattete. Die Bischöfe konnten zwar oft auch nur schlecht schreiben, aber ihnen war wenigstens die lateinische Sprache geläufig, und hatten Einfluß auf die Abteien und so ließ Chlodwig erste Schulen gründen, die neben den Anwärtern auf geistliche Ämter vor allem von dem Adel der Merowinger besucht wurden, die dann in die Dienste des Königs traten, zum Beispiel als Schreiber.
Damit war die Grundlage für die Reichsverwaltung gelegt, aus der sich später die Karolinger entwickelten.
Vor dem Taufen predigen:
Der Status der Kirche war somit vorgegeben, die von da an mit weltlicher Macht ausgestattet und von König abhängig war. Das führte dazu, daß sich die Bischöfe immer mehr an dem Lebenswandel der weltlichen Großen orientierten, anstatt auf deren Lebenswandel Einfluß zu nehmen.
Der damit einhergehende moralische und kulturelle Verfall des Frankenreiches kam bald.
Das Reich wird dreigeteilt:
Nach dem Tode Chlodwigs wird das Reich in Austrien, Neustrien und Burgund geteilt. Ein mörderischer Kampf entbrennt, es bleiben zwei Frauen übrig, die sich gegenseitig bis aufs Blut bekämpfen: Fredegunde und Brunichilde (Grundlage für die Niebelungensage). Zuerst werden die Söhne, dann die Enkel, und als von denen keiner mehr übrig war, die Urenkel als Thronerben eingesetzt. Alleine zehn Frankenkönige und -Prinzen sind auf das Konto von Brunichilde gegangen; die noch übriggebliebenen waren nun unfähig das Reich zu regieren, das bald ganz auseinanderfiel; die Könige kümmerten sich mehr um die Jagd als um das Reich
Die Dynastie der Karolinger
In diesem Umwälzungen kamen die Karolinger (Arnulf von Metz und Pippin der Ältere) zur Macht, die sich um die Verwaltung des Reiches kümmerten, die sogenannten Hausmeier (mayor domus). Sie waren eine Art Hofbeamte, unter dem Einfluß der Klosterschulen gebildet und entsprechend kultiviert, verstanden Latein, ließen sich im Gegensatz zu dem Merowingern die Haare schneiden und den Bart stutzen, was unter den Frankenherrschern seit jeher verpönt war, denn keine Schere durfte je die Haare eines Merowingers berühren.
Mit diesem Wandel änderten sich auch die politischen Sitten: Statt Rivalen zu ermorden, steckte man sie in Klöster, denn es hatte sich unter den Karolingern nichts an dem Verhältnis von Kirche und Staat geändert.
Allmählich übernahmen sie die Macht im Frankenreich und die Merowinger fungierten nur als Marionetten auf dem Königsthron, um die Reichseinheit sicherzustellen. Die Karolinger übernahmen insbesondere die Aufgabe, die rebellierenden germanischen Stämme (vor allem die Alemannen und Bayern) wieder ins Reich einzugliedern.
Karl der Hammer:
Vor allem 'Karl der Hammer' (Carolus Martellus) sicherte das Reich in den ursprünglichen Grenzen aus der Zeit Chlodwigs. Dabei nötigte er den unterworfenen Stämmen einen Treueschwur ab und machte sie tributpflichtig.
Als die Araber (die Sarazenen, wie sie damals genannt wurden), in Spanien einfielen und weiter in das Frankenreich vordrangen, enteignete Karl die Bistümer, um die Bewaffnung eines Reiterheeres zu finanzieren. Es gelang Karl, die Araber zu schlagen und bis zu den Pyrenäen zurückzudrängen. Das gelang mit Hilfe der Panzerreiter (die eine Unmenge Geld kosteten, aber praktisch verlustfrei kämpften). Das christliche Europa war damit gesichert;
War das nur ein Zufall?
Die Brüder Karlmann und Pippin:
Nach dem Tode des Karolus Martellus fingen die unterworfenen Völker wieder an, sich gegen die Herrschaft der Franken aufzulehnen, weil ja der Herrscher, dem sie die Treue schworen, nicht mehr existierte. Ihr Nachteil war es, daß die Söhne Karls, unter denen das Reich aufgeteilt wurde, gemeinsam gegen die Aufständischen vorgingen; besonders die Alemannen wurden ganz empfindlich 'gezüchtigt': Als die besiegten alemannischen Adligen auf dem Gerichtstag in Cannstadt ohne Waffen erschienen, wurden sie aus Vergeltung hingerichtet, was gegen das ungeschriebene Gesetz der Germanen verstieß.
Auf dem Schlachtfeld haben weder Karl Martell, noch Pippin jemals eine Schlacht verloren.
Das Leben Karls des Großen
Seine Person
Über das Geburtsjahr Karls herrscht Unsicherheit. Fest steht, daß er in den vierziger Jahren des achten Jahrhunderts geboren wurde.
Seinen jüngeren Bruder Karlmann konnte er nie leiden und als beide nach dem Tod Pippins Könige wurden, mieden sie sich gegenseitig. Karl kreidete seinem Bruder besonders an, daß er ihn bei einem Feldzug gegen die Aquitanier nicht unterstützte.
Wäre sein Bruder nicht schon früh gestorben, wäre es unaufhaltsam zum Bruderkrieg gekommen. Nach Karlmanns Tod sicherte er sich die Alleinherrschaft, indem er die Familie Karlmanns in ein Kloster verbringen ließ.
Seine Muttersprache war sein fränkischer Dialekt des althochdeutschen und wurde schon damals als deutsch, (toitsch) bezeichnet (kommt von 'lingua theodisca' = die Sprache des Volkes). Er sprach fließend Latein und war des Griechischen mächtig, tat sich aber mit dem Schreiben schwer; er war neugierig und wißbegierig und ließ sich oft aus der Bibel und aus den Büchern des heiligen Augustinus vorlesen.
Neben seiner Frau Hilmitrud wurde er von seiner Mutter mit der Langobardenprinzessin Desiderata verheiratet, vor der ihn Papst Stephan gewarnt hatte. Der gehässige Brief vom Papst machte aber keinen Eindruck auf ihn (vielleicht hätte er in einer anderen Form seine Wirkung nicht verfehlt). Jedenfalls verstieß er sie wieder, nachdem in Rom ein neuer Papst gewählt war.
Außer seiner legitimen Frau hatte er nach der fränkischen Tradition mehrere Friedelfrauen und war auch den anderen Frauen in seiner Umgebung zugetan.
Seine Frau Hildegard war ein Kind, als er sie heiratete, sie gebar ihm neuen Kinder und wurde 24 Jahre alt. Ihr Tod traf Karl offenbar hart; als er davon erfuhr seien ihm schwere Tränen zwischen Schild und Schwert heruntergefallen.
Karl konnte Fehler, die er gemacht hatte, durchaus zugeben. So gab er während eines Spanienfeldzuges im Jahr 778 die Erstürmung von Barcelona und Gerona auf, als er merkte, daß sie einfach nicht einnehmbar waren und er sich durch die Versprechen Suleimans, ein Feind des Emirs von Cordoba hatte täuschen lassen.
Im Jahr 792 machte einer seiner Söhne (Pippin) einen Aufstand gegen ihn, indem er sich mit einer Gruppe enttäuschter Adeliger verbündete. Nachdem der Putsch mißlang wurde von den verschworenen Adeligen einige geblendet, einige enthauptet und einige gehängt. Pippin wurde zur Geißelung mit Rute und Peitsche begnadigt und in ein Kloster verbracht. . Am 25. Dezember 800 wurde Karl der Grosse vom Papst zum ersten Kaiser des erneuerten Weströmischen Reiches gekrönt. Er machte seinen Hof zu einem Zentrum der Kunst und der Wissenschaften und gab damit den Anstoss zur karolingischen Renaissance, der Neubelebung der geistigen Kräfte unter Rückbesinnung auf die Antike, die ihren Ausdruck auch in der romanischen Kunst und Architektur fand.
Mit der Kaiserkrönung wurde Karl auch offiziell zum religiösen Führer (der neue Augustus), der mit seiner Politik die neuen Richtlinien eines christlichen Abendlandes festsetzte.
Karl starb im Jahr 813. Seine letzten Worte waren: "In Deine Hände, Vater, befehle ich meinen Geist.", Anstoss zur karolingischen Renaissance, der Neubelebung der geistigen Kräfte unter Rückbesinnung auf die Antike, die ihren Ausdruck auch in der romanischen Kunst und Architektur fand. Nach Karls Tod erbte Ludwig I., der Fromme das Reich. Nach dessen Tod wurde das Frankenreich unter seinen drei noch lebenden Söhnen aufgeteilt, die gegeneinander um den Kaisertitel kämpften und 843 das Reich im Vertrag von Verdun formell aufteilten.
Danach ging die Macht der Karolinger in den einzelnen Reichsteilen kontinuierlich zurück. Im östlichen Reichsteil, dem späteren Heiligen Römischen Reich, herrschten die Karolinger bis 911; dann traten zuerst Konrad I., 918 schliesslich die sächsischen Ottonen an ihre Stelle. Im westlichen Reichsteil, dem späteren Frankreich, blieben die Karolinger bis 987 an der Macht und wurden dann von den Kapetingern abgelöst, und in Italien herrschten die Karolinger bis 875.
Durch Vertrag von Verdun
Der Vertrag von Verdun von 843 , obwohl zunächst nur als Herrschaftsteilung, nicht als Reichsteilung, gedacht, gestaltete die Bildung der europäischen Nationen entscheidend mit. Durch diesen Vertrag wurden die Bestimmungen der Ordinatio Imperii hinfällig, da nun der Kaiser keine Obergewalt mehr über seine Brüder hatte.
Basis der politischen Ereignisse in der Folgezeit waren die überschaubaren Räume der jüngeren fränk. Fürstentümer, die auf den alten Reichsteilung Stammeseinheiten, aber auch auf den 'regna' der fränk. Teilkönige aufbauten.
Folgende Aufteilung entstand
westfränk. Reich · Aquitanien · Neustrien · Burgund · Bretagne · Normandie · Franzien Mittelreich· Provence · Arelat · Lothringen ostfränk. Reich· Bayern · Schwaben · Thüringen · Sachsen · Franken
Die karolingische Renaissance
Karl bemühte sich besonders, sein Latein zu verbessern. Die Grundlage war das klassische Latein von Caesar und Cicero. Er übte die Vokabeln, zitierte lange Passagen aus den Biographien der römischen Kaiser, und er versuchte mit Hilfe einer Wachstafel das Schreiben zu lernen.
Aachen, das zweite Rom
Karl wählte Aachen zu seiner dauerhaften Kaiserresidenz. (In ganz Europa wurde die Bezeichnung Aachens als 'neues Rom' als eine unglaubliche Vermessenheit angesehen.)
Der Standort ergab sich aus:
- der Lage am Rhein, von woaus die gefährdeten Orte des Reiches besser mit Lasten und Kriegsgerät zu erreichen waren,
- die umliegenden Wälder sollten wildreich sein, um die Adligen bei Laune zu halten
- der dort wohnende Adel sollte königstreu sein
- alle Einwohner sollten fränkischen Geblüts sein.
- den entscheidenden Unterschied machten aber die heißen Quellen. in Aachen, die auch gegen Rheuma und Gicht halfen, denn Karl war ein leidenschaftlicher Schwimmer.
Im Verlauf der Bauarbeiten, in denen die Kaiserresidenz angelegt wurde, kam es zur Unterschlagung von Geld und Baumaterial, was zu erheblichen Verzögerungen der Arbeiten führte.
Der Gelehrtenkreis der Aachener Hofschule:
- Einhard, der später die 'Vita Caroli' niederschrieb, ist einer der wichtigsten Vertreter des fränkischen Hofs. Seine Familie hatte ein Hofgut im Maingau, er wurde im Kloster Fulda erzogen. Von Gestalt war er klein, was ein Kontrast zu Karl darstellte. Sein Lehrer sagte einst: "Einhard, in deinem winzigen Gehäuse wohnt ein großer Geist", worauf der Spott, den er auszuhalten hatte, verstummte. Er war der beste Schreiber Karls und betreute die Hofbibliothek, deren Bestand er vermehrte.
- Paulus Diaconus war ursprünglich in Ungnade bei Karl gefallen, weil er nach der Belagerung Pavias nicht zu den Franken überlief. Er sandte Bittschriften in Versform nach Aachen, worauf Karl seinerseits sein dichterisches Genie erkannte und ebenfalls in Versform um seine Dienste werben ließ. Nach einigem Zögern und Bedingungen stimmte dieser zu. Fünf Jahre in den Diensten Karls zog es ihn jedoch wieder nach Motecassino zurück. Und Karl ließ ihn gehen, obwohl er kaum auf ihn verzichten konnte.
- Alkuin war der führende Mann des Aachener Gelehrtenkreises. Er hatte Karl auf einer Romreise kennengelernt und wurde von diesem überzeugt, ein neues Athen in Franken aufzubauen. Er übernahm die Leitung der Hofschule. Er war dort das unerreichte Vorbild: Er war ein wandelndes Lexikon und wußte immer eine Antwort. Er kannte weite Abschnitte aus den Klassikern auswendig, und er machte sich sogar die Mühe, die Bibel aus dem hebräischen Urtext ins lateinische neu zu übersetzen. Er verfaßte Lehrbücher für die Gestaltung des Unterrichts.
- Notker Balbus (der Stammler),
Die Aachener Akademie:
Dort ging es weit lockerer zu, als an der Aachener Hofschule. Die geistigen Gespräche fanden zumeist wärend der Tafelrunden Karls oder in den Aachener Thermen statt. Es waren bei der Akademie auch die Frauen, die der Verwandtschaft Karls angehörten, in den Gesprächen beteiligt.
Die Verwaltung des Frankenreichs
Im Frankenreich gab es keine zentrale Hauptstadt. Der König reiste beständig durch sein Reich und besaß zahlreiche Pfalzen (von palatium - Palast) verteilt im ganzen Land. Hier blieb er Tage oder auch Monate, hielt Gericht, empfing Diplomaten, Adlige oder Bischöfe. Außerdem mussten Bischöfe, Äbte und Grafen, die ihm verpflichtet waren, da sie ihr Land als Lehen vom König hatten, jederzeit aufnehmen und Rechenschaft ablegen. Da aber der König in dem riesigen Land nicht überall gleichzeitig sein konnte, setzte er Grafen ein, die an seiner statt Gericht hielten, Zölle erhoben und das Reichsgut verwalteten. Eine besondere Stellung hatten die Markgrafen, die zur Sicherung der Reichsgrenzen da waren. Es gab die Spanische Mark, Bretonische Mark, Dänische Mark, Sorbische Mark, Awarische Mark, Panonische Mark , Mark Karantanien und die Mark Friaul. Im Kriegsfall mussten die Grafen auch eine Armee aufstellen. Kontrolliert wurden die Grafen von königlichen Sendboten. So war eine gewisse Einheitlichkeit z.B. in der Rechtsprechung gegeben.
Das Lehnswesen
Je größer das Reich wurde, desto wichtiger wurde das Lehnswesen. Wie sollten sonst die Reichsgüter bewirtschaftet werden? Wie sonst wollte er Menschen bezahlen, die ihm z.B. bei Kriegen Dienst geleistet hatten? So gab er einem Grafen, Bischof oder Abt ein Reichsgut zu Lehen (leihen). Es blieb also im Eigentum des Königs und der Lehnsherr musste das Gut bewirtschaften. Ein Lehen wurde mit einem Lehenseid besiegelt, in dem sich beide die Treue schworen. Der König lieh also ein Reichsgut an einen Königsvasallen. Dieser konnte wieder Teile seines Lehens an Untervasallen verleihen. In Frankreich und England waren diese Untervasallen durch einen Treuevorbehalt auch dem König zur Treue verpflichtet. So gab es dort wohl starke Vasallen, aber die Einheit des Reiches war gewährleistet. Nicht so in Deutschland. Hier waren die Untervasallen nur ihrem direkten Lehnsherr verpflichtet. War ein König schwach, so wurden die Fürsten immer stärker, was dann zur Aufsplitterung des Landes in starke Fürstentümer führte.
Nachwort
Karl der Große war von tiefer Frömmigkeit geprägt, aber in allen Lebenslagen ein Mensch. Ein Mensch der aus der Situation in die er hineingeboren wurde, das Beste zugunsten seiner Mitmenschen und seines Glaubens 'herausholte'. Er hatte Humor, war milde, großzügig, fromm, hatte geschichtliches Bewußtsein und konnte, gemessen an seiner Zeit, auf Herausforderungen vergleichsweise klug und maßvoll reagieren. Das Konzept seiner Politik war nicht nur auf seinen persönlichen Nutzen angelegt, sondern reichte weit über seine Zeit hinaus. Sein(e) Nachfolger hatte(n) große Schwierigkeiten, seine Entscheidungen zu verstehen und ihre eigene Politik nach ihnen auszurichten. Interessant ist für uns, daß unrechte Kritik an seiner Politik sowohl von 'rechts' wie 'links', aber in jedem Fall vornehmlich von Menschen kommt, die nicht in der Lage sind, zu verstehen, welche Auswirkungen sein Handeln auf die Geschichte hatte, beziehungsweise zu verstehen, wo wir heute stünden, wenn es ihn nicht gegeben hätte.
Das Literaturverzeichnis und Quellen
Internetseiten :
www.hp-karl.de/chris–karl/geschichte.hlml
www.buesso.de/hessen.karl
www.kulmbach.net/
www.dsg.ch/karoling.htm
Bücher:
Zur Geschichte und Kultur der deutschprachigen Länder - Kouřimská M. ,Praha 1991
Grundlagen und Beginn der deutschen Geschichte – Fleckenstein J.
Brockhaus Lexikon
Das Karolingenreich – Schiffer T.,1976
Kapitoly z dějin evropské politiky do roku 1648 – Drška V., Skřivan A.
Meyers Neues Lexikon
Deutsche Geschichte vom Ausgand des Mittelalters – Mehring F.,Berlin 1952
4. červenec 2008
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